Essen und Trinken in Russland 23.9.2018

Essen und Trinken in Russland 23.9.2018

Also eins vornweg, verhungern oder verdursten wird in Russland niemand. Außerhalb der Hotels konnten wir immer aus einer Vielzahl von Möglichkeiten aussuchen. Meist waren wir im unteren Preissegment unterwegs. Stolaba und Apettita waren unsere Hits. Preislich unschlagbar, in der Vielfalt nicht zu toppen. Die Schnelligkeit ist auch unübertreffbar. Da in sekundenschnelle ein Drei Gang Menü zusammengestellt werden kann. Manchmal gab es sogar Kaviar. Und jede Woche einmal war Schaschlikessen angesagt.

Auch selber Essen ist kein Problem, überall gibt es Produkty oder Magazins. Brot ist unschlagbar gut und billig. Alles ander kann man dazu kaufen, manchmal ist sogar ein Markt in der Nähe zu finden. Ein wenig Smaltalk und der Spaßfaktor ist auch gegeben.

Selbstverständlich mussten wir am Baikalsee den Omul kosten, der warm geräuchert oder gedünstet unübertroffen gut schmeckt. Ein Sibbitter hinterher und die Welt ist in Ordnung.

Gelernt habe ich auch bei einem russischen Schulleiter, dass Jägermeister im Kaffee schmeckt und typisch deutsch ist.

kaffee-russisch

Wo wir übernachteten Hotels 24.9.2018

Wo wir übernachteten Hotels 24.9.2018

Unsere Übernachtungen in Moskau, Krasnojarsk, Irkutsk,

gundolf-schmidt-irkutsk

Listwjanka, Ulan Ude und Wladiwostok fanden vom 11 Euro Hotel bis zum 50 Euro Hotel statt. Über Booking.com oder auf Empfehlungen des Orion Reisebüros buchten wir alle Hotels im voraus. Von keinem Hotel wurden wir enttäuscht, Frühstück und Wlan waren immer dabei.

Die Frühstücksqualität war in Moskau am besten, das schönste Zimmer hatten wir wohl am Baikalsee. In Wladiwostok gab es sogar ein Appartement für uns beide. Jeder hatte sein Reich. Alle Hotels könnte ich weiter empfehlen, mache ich aber nicht. Es gibt für jeden Geldbeutel etwas und was jeder als wichtig empfindet, muss auch jeder für sich heraus finden. Alle Bediensteten waren stets höflich und zuvorkommend. Alle sprachlichen Probleme wurden gelöst. Nie gab es was zu beanstanden. Selbst Sauna war unkompliziert möglich.

Ich liebe Halb Marathon 22.9.2018

Ich liebe Halb Marathon 22.9.2018

Das Leben hat mich wieder und ich kann diese Zeilen schreiben. Zwischendrin hatte ich bei den 21,1 Kilometer doch ab und zu ein Wehwehchen. Gott die Dank tat immer mal was anderes weh.

DCIM100GOPRO

Am schlimmsten waren eigentlich die drei Stunden vor dem Start in einem engen Zelt, da es draußen schüttete wie aus Eimern. Was solls pünktlich 9.50 Uhr ging es los und es ging los. Die Autobahn war konsequent gesperrt mit LKW und Polizei, es hätte mich nicht gewundert, wenn an einer Kreuzung auch mal ein Panzer gestanden hätte. Das Feld zog sich bald auseinander und irgendwann wusste ich mit wem ich laufen kann und mit wem nicht. Japan und Deutschland bildeten ein ungewolltes Team noch flankiert von einem jungen Russen. Doch ohne die holde Weiblichkeit hätte ich den Lauf glaube ich nicht so gut überstanden. Immer wieder liefen junge Damen an mir vorbei mal mehr mal weniger bekleidet.

DCIM100GOPRO

Aber alle hatten hübsche Beine, dies half mir so manchen Kilometer zu überwinden. Die Strecke war alles andere als flach, immer wieder gab es ganz schöne Steigungen zu bezwingen. Waren es erst die starken Anstiege, die mir zu schaffen machten, waren es am Schluss die Abfahrten, die mich fast zur Aufgabe zwangen. Ich musste den letzten Berg bergab gehen, sonst wäre ich nicht angekommen. Die beiden Brücken waren wirklich eine Herausforderung der besonderen Art. Von der ersten, die immerhin 70 Meter über dem Wasser, schwebt, wurde so mancher Läufer arg gebeutelt. Fotos zu schießen, war schon eine Herausforderung.

DCIM100GOPRO

Der Regen war meiner Stimmung nicht abträglich, aber Zuschauer gab es so gut wie keine. Ansonsten hatten die Organisatoren fast alles im Griff. Erst am Ziel kam noch so was wie Stimmung auf, getrieben von einigen Chearleadern schaffte sogar ich meinen selbst gewählten Streckenrekord von 3 Stunden zu unterbieten. 2.54 Stunden war ich tatsächlich auf der Strecke gelaufen. Zwei Deutsche waren auf den Strecken jeweils bei 3500 anderen Startern unterwegs. So habe ich sogar in der deutschen Wertung gewonnen. War ja kein anderer da. Der andere Deutsche lief ja den Marathon. Die meisten kamen aus Russland, Korea, Japan und China. 400 Helfer taten ihr Bestes bei Dauerregen und Wind. Die beiden Hauptorganisatoren durften wir sogar interviewen.

marathon-wladiwostok

Mein erster Halbmarathon war sicherlich für lange Zeit mein letzter Halbmarathon gewesen. Danke an meine Trainer Günter Schmidt und Harald Hoßbach, aber ohne mein Ausdauertraining auf dem Lutherweg in Hessen und mein Bergwandertraining am Baikalsee hätte ich sicherlich ganz alt ausgesehen. Übrigens das Durchschnittsalter lag bei 30.

Die Welt der Transsibirischen Eisenbahn 17.9.2018

Die Welt der Transsibirischen Eisenbahn 17.9.2018

Nun schon zum letzten Mal hieß es Bahnsteig, Waggon und Coupe suchen. Selbstverständlich fanden wir ihn auch, aber oh Schreck, ich wollte erst Mal in den falschen Zug selbstbewusst einsteigen. Aber es gibt ja die Zugschaffner, sie klärte mich über meinen Irrtum auf. Nach Wladiwostok geht es nach Osten und nicht nach Westen. Dieses Mal reisen wir zweite Klasse, das heißt im Klartext vier Betten in einem Waggon. Eingekauft haben wir wieder wie die Weltmeister. Und als erster Schreck, welches kostenlose Menü wollen Sie denn heute Abend zum Mittagessen Moskauer Zeit haben. Oh Gott es gibt auch in der 2. Klasse kostenlose Zugaben. Kaum haben wir diesen Schock verdaut, kommt der nächste. Es gab Kuchen zum Kaffee. Ne, diese russische Bahn, verwöhnt ihre Reisenden nach Strich und Faden.

transsibirische-eisenbahn

Aus dem Fenster schauend wartete der nächste Schreck, diese Herbstfarben stellen doch alles in Frage was wir über das düstere Sibirien so gelesen und gesehen haben. Die Wälder leuchten in unwahrscheinlich hellen Farben , die Birken ziehen eine Show der Extraklasse ab. Die Dörfer sind weit davon entfernt elend oder verfallen zu sein. Die Häuser und Straßen strahlen eine erhabene Schönheit aus. Was für ein Land.

herbst-sibirien

Nun fahren wir schon wieder vier Stunden durch die sibirische Taiga und wir können uns einfach nicht satt sehen an den bunten Farben. Immer wieder leuchten in der Abendsonne die Birken goldgelb. Nichts stört unseren Blick, kein Umweltmüll, keine abgeholzten Flächen und immer noch keine baufälligen Dörfer. Die Stimmung in der Zweiten Klasse hat sich der Melancholie der Transsibirischen Eisenbahn angepasst. Kein unnötiger Lärm, nur das Rattern der Räder, das Klappern des Geschirrs und der Teetassen. Keine unnötige Musik, keine krakelnden Mitfahrer. Eine alles umfassende Ruhe, trotz der immer währenden Fahrgeräusche.

eisenbahn-sibirien

Der Alltag in der Transsibirischen Eisenbahn hat uns wieder. In der Nacht möglichst Schlafen, hat auch fast durchgehend geklappt. Ich war zwar öfters wach, aber ich fühle mich gut. Leider kam keine blonde Fee mit Frühstück vorbei, so dass es eigenen türkischen Kaffee gab mit altgläubigen Honig samt russischem Weißbrot. Die Arbeit ruft, könnte ich schreiben, es ruft aber keine Arbeit. So wird erstmal die OAZ ausführlich gelesen, geschaut ob Netz ist und wenn ja, schnell die Tagesschau App durchgeschaut und natürlich Facebook konsultiert, wer einem denn so durch die sibirische Weite folgt. Und dann habe ich Zeit aus dem Fenster zu schauen und wieder die weite Landschaft zu betrachten. Und wieder stimmt das nicht mit den Klischees über Sibirien, es sind zwar 0 Grad draußen ,aber kalt fühlt es sich noch nicht an, aber die Taiga war verschwunden. Anstelle deren war eine weite Steppe aufgetaucht. Nach Stunden ist die Taiga aber wieder da und wir erfreuen uns an der Sonne und den unendlichen vielen Birken. Die Stunden in der Transsibirischen Eisenbahn verfliegen wie in einem Traum.

sibirien-eisenbahn

Die Mahlzeiten bestimmen den Rhythmus des Lebens an Bord. Selbstgekauftes wechselt mit Selbtsgemachtem. Selten, aber es gab sie doch noch, die Babuschkas, die etwas Essbares verkauften. Die sauren Gurken hatten es mir wieder angetan. Der Zug rattert im gleichen Takt Kilometer für Kilometer. Dörfer werden selten so auch das Internet. Unaufhörlich geht es dem endgültigen Ziel Wladiwostok entgegen. Dann haben wir die 9288 Kilometer geschafft. Noch liegen aber 36 Stunden vor uns. Die Landschaft ist wieder weiter geworden, die Taiga hat sich wohl endgültig und damit Sibirien verabschiedet. Der Blick aus dem Fenster gerichtet, denke ich beim Anblick des Gesehenen mehr an Europa als an Asien. Die Herbstfarben haben auch noch nicht Einzug gehalten. Es scheint auch wieder wärmer zu werden. 32 Mitreisende sind es maximal in der zweiten Klasse. Vom Kleinkind bis zur Oma fahren alle mit der Bahn, nur mit uns fahren zwei junge Russen. Ja, nix mit Traumvorstellung von zwei jungen Damen mit Highheels und langen Haaren. Träumen ist ja nicht verboten.

gundolf-schmidt-wladiwostok

Die Ankunft in Wladiwostok verlief dann auch recht unspektakulär. 6.55 Uhr auf die Minute pünktlich kamen wir nach 65 Stunden Bahnfahrt am Ende unserer Bahnreise an. Ganz schnell war mit Hilfe eines Taxis auch wieder unser Hotel gefunden, aber uns zog es noch mal zurück auf den Bahnhof, der doch ziemlich klein aber mit großem Image versehen ist. Eine alte Lokomotive wies uns den Weg zum Denkmal für die Transsibirische Eisenbahn. Auch einige Tschechen hatten die gleich Idee zu einem Abschlussfoto. So endet ein Erlebnis der besonderen Klasse . Sieben Nächte, 9288 Kilometer, eingeteilt in vier Etappen , zwei Mal Platzkartny Dritte Klasse und je einmal 1. und 2. Klasse. Noch nie in meinem Leben bin ich so lange Zug gefahren und es wird in meinem Leben sicherlich auch nicht nochmal passieren. Kein Abenteuer, aber ein Erlebnis ist es doch gewesen.

Buntes Burjatien 15.9.2018

Buntes Burjatien 15.9.2018

Ja, was ist Burjatien. Auf dem ersten Blick eine wilde Mischung aus Sowjetunion, ein wenig Russland und viele unbekannte Eindrücke. Der Reihe nach.

gundolf-schmidt-ulan-ude

 

Ulan Ude als Hauptstadt Burjatiens hat natürlich mehr zu bieten als den überdimensionalen Lenin Kopf. Mit Larissa einer echten Burjatin erkundeten wir als erstes die schönen Ecken von der“schönen Stadt“, was Ulan Ude, übersetzt heißt. Das überdimensionale Tor erinnert an den historischen Anfang der Transsibirischen Eisenbahn. Die Fußgängerzone ist voller alter Kaufmannshäuser. Jüdische Kaufleute spielten in der Erfolgsgeschichte von Ulan Ude eine Hauptrolle. Ihre Geschäftstüchtigkeit erbrachte der Stadt Wohlstand und schöne Holzhäuser.

ulan-ude-herbst

Das bunte Burjatien wird vor allem durch den Buddhismus bestimmt. Ein Besuch im Ivangolski Kloster gehörte daher auf unser Besuchsprogramm. Die bunte Außenpracht überraschte uns doch. Wilde Fabelwesen und wütende Götter schauten von überall auf uns herab. Gebetsmühlen und herum fliegendes mongolisches Geld bestimmten die Fotomotive. Dank Larissa lernten wir viel vom Buddhismus. Die üblichen Touristenbuden gab es aber auch.

kloster-ivolginski

Nicht mal 50 Kilometer weiter gab es eine ganz andere Welt zu erleben. Im 17. Jahrhundert spülte die Geschichte die Altgläubigen in das Gebiet von Ulan Ude. Mit Sack und Pack kamen sie in ein Nichts und kultivierten das Land. Ihre Dörfer zeichnen sich durch eine fotogene farbige Pracht aus. Das trifft auf die Häuser aber auch auf die Menschen zu. Viele Häuser sind sehr in Schuss, von Armut weit und breit nichts zu sehen. Museum und Kirche sind selbstverständlich geöffnet und wir besichtigten sie. Auch hier wieder dank Larissa verstanden wir die Exponate und Zusammenhänge.

ulan-ude-tourismus

Das Schönste kam aber zum Schluss. Wir durften bei Nadeschda zu Gast sein. In einem authentischen Holzhaus wurden wir empfangen und beköstigt. Alles aus eigenem Garten und Stall schmeckte vorzüglich. Ob nun Schi , Salo oder Piroggen mit Schmand, absolute Spitze in der Köstlichkeit. Das es Samogon ,selbst gebrannten Schnaps, gab samt Trinksprüche ,ist eine Selbstverständlichkeit. Nadeschda gab sich sehr viel Mühe, aber der Hammer kam in Person zwei alter Damen . Nicht nur das Kostüm stimmte, auch ihre Gesangskünste waren einmalig schön. Es wurde immer lustiger und es hätte nicht mehr lange gedauert und wir wären nun endgültig nach Sibirien freiwillig ausgewandert. Danke Larissa, danke Nadeschda, danke ihr Gesangsdamen vom kältesten Dorf südlich von Ulan Ude.

altglaeubige-kultury

Transsib die Dritte 14.09.2018

Transsib die Dritte 14.09.2018

Nun geht die Reise so richtig los. Irkutsk verlassen wir mit neunzig Minuten Verspätung. Herr Putins Manöver war wohl schuld. Günter hat aus lauter Ärger gleich noch eine Tasse mit dem Konterfei des russischen Präsidenten gekauft. Aber wir können uns trösten, der vorhergehende Zug nach Wladiwostok hat 510 Minuten auf sich warten lassen. Der Wartesaal war gerammelt voll, aber es gab keinen Stressfaktor. Alle harrten mit russischer Gelassenheit aus. Was macht ein deutscher Tourist, er liest Oschatzer Allgemeine Zeitung.

oschatzer-allgemeine-sibirien

Erst auf dem Bahnsteig und dann fährt sie sogar mit nach Ulan Ude unserem heutigen Zielort. Rund um den Baikalsee geht es in die Hauptstadt Burjatiens. Nun hat Asien doch irgendwie angefangen. Die Mitfahrer sehen schon etwas anders aus, sind aber genauso höflich und freundlich wie der Rest von Russland, bisher gewesen ist. Übrigens fahren wir wieder dritte Klasse. Das heißt 50 andere Fahrgäste sind mit an Bord. Draußen zieht noch Sibirien an uns vorbei. Wasser, Wald und auch Dörfer gibt es hier zu sehen. Der Baikalsee kommt erst wieder nach 200 Kilometer.

sibirien-eisenbahn

Sapar unser erster Burjate wurde unser erstes Fotoopfer. Wir sortierten die Himmelsrichtungen deutsch und russisch und merkten , dass wir erst mal nach Westen fuhren statt nach Süden. Das ist der Tatsache geschuldet, dass die alte Baikalbahn im Stausee der Angara verschwunden ist und eine Umgehungsstrecke gebaut worden ist. So windet sich die Transsibirische Eisenbahn immer weiter dem Baikalsee entgegen. Weitgeschwungene Hügel wechseln sich ab mit herbstfarbenen Wäldern. Alles wird beleuchtet von einer alles beleuchtenden Sonne. Sie gibt ihr Bestes, damit wir den Lake Baical noch einmal in seiner ganzen Schönheit bewundern können. Die hohen Berge samt ihrer Schneemütze sind schon ein erstaunlicher Anblick. Wow, kommt es immer wieder aus dem Munde von Günter. „So eine Landschaft hätte ich hier nicht erwartet,“so Günter in seiner Ergriffenheit.

eisenbahn-sibirien

In Ulan Ude angekommen bekamen wir vom Taxifahrer erst mal eine Geschichtsstunde verpasst. Hitler Stalin kaputt.  Die Kommunsimusstrasse kannte er aber nicht. Aber ein netter Kerl.

burjatien-guenter-schmidt

Ein ganz anderer Kerl steht mit seinem Kopf übermannsgroß auf dem zentralen Platz von Ulan Ude. Die abgeschlagenen Köpfe der Feinde wurden früher so zur Schau gestellt. Jeder erkennt ihn trotzdem.

gundolf-schmidt-ulan-ude

Die neurussische Seele am Baikalsee 13.9.2018

Die neurussische Seele am Baikalsee 13.9.2018

Willst du die russische Seele ergründen, musst du natürlich an den Baikalsee, dachte sich auch Günter und so fuhren wir die 60 Kilometer Richtung Listwjanka. In einer Fahrt in der die deutsche Seele vollkommen durch gerüttelt und in aberwitzig rasanter Fahrt ausgetrieben worden ist.

Nun Baikalsee zeige auch Günter deine schöne Seiten. Oh Schreck , es regnet in Strömen. Halt Sibirien. Aber dafür gab es zum Frühstück gleich Mal roten und schwarzen Kaviar.

IMG_7626

Die neurussische Seele erkennt der deutsche Tourist auch an einem guten Standard der Hotels. Unser Hotel Mayak in Listwjanka sieht von außen und von innen nicht schlecht aus. Wir erfreuen uns an diesem schönen Ambiente.Der Weg an den Baikalsee ist natürlich nicht weit. Einfach die Füße vors Hotel gesetzt und schon hörten wir das Schlagen der Wellen . Immer und überall gibt es was zu kaufen. Auf dem Markt gibt es noch wenige Stände mit Omul. Hier ist mehr die Touristenseele zu Hause. Geht man ein paar Hundert Meter weiter und klettert auf einen nahe Berg ist man schon mittendrin in der Hellen Taiga. Und schwuppdiwupp ist die russische Seele ganz nahe in Form von Birkenblätter, denn die gehören tatsächlich zu Russland wie zu Deutschland das Bier.

birken-baikalsee

 

Bei einem Spaziergang auch mal abseits der Hauptstraße merkte ich schon recht bald, die neurussische Seele will auch was abhaben vom Touristenkuchen. Überall, aber wirklich überall entstanden und entstehen Unterkünfte für Touristen. Klein und fein, bis groß und protzig, ob sie alle funktionieren und die neurussische Geldseele befriedigen werden, steht wohl auch noch nicht fest. Schön ist aber, dass es schon eine touristische Infrastruktur gibt. Restaurants aller Preisklassen und auch so Luxusangebote wie Massagen sind schon vorhanden. Mit ein bisschen Fragen fand ich sogar meine russische Masseuse Marina. Bei dem Regenwetter von heute ein durchaus schönes Angebot.

baikalsee-listwjanka

 

Auch bei Sonnenschein bemerkte ich ständig den Wechsel der alten zu den neuen Häusern. Leider ist die neurussische Seele ur auf Neubau festgelegt, das Wort Rekonstruktion wurde gestrichen. So entstehen zwar laufend sicherlich gute Unterkünfte und Restaurants, aber das altrussische Flair von Listwjanka wird irgendwann verschwunden sein. Was bleibt dann noch von der Schönheit des Ortes?

listwjanka-baikalsee

Was bleibt ist die Schönheit des Baikalsees, auch in den beginnenden Herbstfarben leuchtet es auf dem Wasser wie ein Lichtgewitter.

IMG_7604

Auch bleibt wohl noch eine wenig der berühmte Omul. Das ist ein kleiner Fisch mit großem Geschmack. Gestern gönnten wir uns diesen Gaumenschmaus. Gekocht, kalt geräuchert und natürlich warm geräuchert, eine wahre Delikatesse.

IMG_4442

Ein großes Dankeschön an Burchan und ein Wodka-Opfer für den Baikalsee.

burchan-baikalsee

Auf der Suche nach der russischen Seele in Irkutsk 10.9.2018

Auf der Suche nach der russischen Seele in Irkutsk 10.9.2018

Kann man sie denn finden, wenn man sie sucht?

In Irkutsk waren wir schon dicht dran. Ich glaube die Geschichte der Dekabristen ist so ein Moment, da kann ein Deutscher ein wenig von der russischen Seele verstehen. Ganz weit zurück in das Jahr 1825. Offiziere haben in Sankt Petersburg den Aufstand probiert und sind gescheitert, wurden natürlich bestraft. Einige wurden gehängt und andere kamen nach Sibirien. Und hier beginnt die russische Seelengeschichte. Nicht nur , dass die Männer verbannt worden sind, die Frauen und Kinder natürlich nicht. Wie eine liebende Frau so ist, reist sie hinterher im offenen Schlitten bei -30 Grad Celsius. In Irkutsk durften sie nach dem Arbeitslager sich ein neues Leben aufbauen.

irkutsk-einhundertdreissig

Tolle Holzhäuser entstanden und eine Kulturinsel in der Eiswüste Sibiriens wurde geboren. Die Ausstattung ist sehr sehenswert.

dekabristen-irkutsk

Noch heute gibt es Nachfahren der Dekabristen in Irkutsk.

Auch andere Dinge zeigten uns Olga aus Irkutsk. Es gibt viele schöne Ecken in Irkutsk , so das Viertel 130, neue auf alt gemachte Holzhäuser und das Haus Europa, ein Meisterbeispiel für sibirische Architektur.

haus-europa-irkutsk

Schock Transsib 8.9.2018

Schock Transsib 8.9.2018

So nun kommt schon der zweite Teil unserer Fahrt durch Sibirien. Von Krasnojarsk nach Irkutsk sind es nur 1100 Kilometer oder 16 Stunden Bahnfahrt. Schon recht wenig, lohnt sich das Auspacken gar nicht so richtig. Die Anfahrt zum Hotel haben wir mit dem Taxi unternommen, statt die 2,4 Kilometer zu laufen. Selbst Günter ist brav mitgefahren. Und das Ganze für 140 Rubel 1.80 Euro.

krasnojarsk-sibirien

Der Bahnhofsvorplatz war wieder ein ganz schöner gewesen. Springbrunnen und auch ein Lenin Bild durfte nicht fehlen.

Dieses Mal fuhren wir tatsächlich mit einem Zug ,der von Moskau nach Wladiwostok durchfährt. Zug Nr.: 2.

Auch hier ist eine Fahrkarte überflüssig, Hauptsache die Namen tauchen in einem Minicomputer der Wagenverantwortlichen auf. Unsere war dieses Mal eine echte Matrone, wohlgenährt, sehr nett und geschäftstüchtig. Kaum gesessen hatte sie mir schon einen Tasse für 700 Rubel verkauft, die auf dem Bahnhof vielleicht 100 gekostet hätte. Aber was solls.

erste-klasse-transsib

Oh Schock, das ist unser Abteil, keiner schläft oben. Alles in blauem Samt gehalten mit geheimen Fächern. Alles sehr praktisch und gastfreundlich eingerichtet. Die Gute Deschurnaja konnte sogar englisch, so dass sie den Schockzustand immer noch ein bisschen weiter aufrecht erhielt. Selbst Günter staunte immer wieder Bauklötze. Kleinigkeiten, die aber eine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn zu einer angenehmen Fahrt werden lassen. Ich liebe es so. Unser Plan, alles auszuprobieren, funktioniert. Natürlich lernen wir so keine russischen Schnarchbären und hübsche Kasanerinnen kennen. Aber wir können ja nicht alles haben. Die Sonne scheint immer noch in Sibirien und auch in meinem Herzen macht sich die Sonne breit.

transsib-sibirien

Drei Stunden später scheint die Sonne immer noch . Endlich habe ich mal Zeit und Gelegenheit Sibirien näher zu betrachten. Bäume sind klar in der Überzahl, Menschen sind eher selten zu sehen. Die Eisenbahn schiebt sich kontinuierlich nach Osten , ein leichtes Vibrieren ist natürlich auch in der ersten Klasse zu verspüren. In der ersten Klasse konzentriert man sich mehr auf sich und die Landschaft, die draußen vorbei zieht. Birken, Birken und nochmals Birken. Russland ist Birkenland. So bald die Waldkante etwas Blick frei gibt , wandert das Auge zum endlosen Horizont.

birken-sibirien

Vom Rest des Zuges bekommen wir absolut nichts mit. Und der Höhepunkt, 19.00 Uhr dürfen wir in den Speisewagen. Das Essen ist inklusive in der ersten Klasse. Schockzustand, halte an.

Nicht alles ist gut, die Babuschkas wurden tatsächlich von den Bahnsteigen verbannt. Sie machten doch auch den Reiz der Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn aus. Einfach verboten. Doch die Russen sind halt Russen, so wird eben neben dem Bahnsteig verkauft. Nicht viele Babuschkas gibt es noch, aber einige Standhafte verkaufen Blaubeeren, Tomaten und natürlich eingelegte Gurken. Sibirische Gurken sind eine absolute Delikatesse. Da werde ich immer wieder schwach.

transsib

Noch ein kleiner erste Klasse Schock wartete auf uns. Wir bekamen gratis ein Abend Menü serviert. Nicht viel , aber schmackhaft, Äpfel, Wurst und Beuff Stroganof.

Zum Schluss noch ein paar Worte, mit welcher Klasse sollte man mit der Transsibirischen Eisenbahn fahren. Am besten mit allen dreien, Klasse 1 und Platzkartny haben alle Vor- und Nachteile. Findet sie selber heraus. Ein Abenteuer ist aber die Fahrt nicht mehr, aber ein Erlebnis. Ach so, besser geschlafen habe ich in der 3. Klasse.

 

Auf der Suche nach Sibirien 7.9.2018

Auf der Suche nach Sibirien 7.9.2018

Ja, was ist Sibirien, Winter, Gulag und depressive Menschen, so das Klischee der Deutschen.

Und wohnen kann man natürlich freiwillig hier nicht.

sibirien

Unsere heutige Expedition entwickelte sich Dank Sergej Alexandrowitisch und Jelena zu einer wahren Umkehr der Klischees. Das wahre Sibirien kann man aber nur im Winter erfahren. Und was machen wir im Frühherbst. Wir fahren in die Natur. Immer am Jenessej entlang erspürten wir zwei Deutschen mit jedem Kilometer mehr die Reize von Sibirien. Schon von der ersten Aussichtsplattform Zar Ryba oberhalb des Jenessej gelegen, sahen wir ein sagenhaft schönes Sibirien voller echter Zaubersternchen. So fließt der Jenessej majestätisch vor malerischen Bergen. Zugegeben den blauen Himmel wird es wohl nicht geben. Und immer spielt sibirische Geschichte oder Literatur eine Rolle. Das geschriebene Wort von Victor Astafjew wird an dieser Stelle von einem riesigen Stör überragt. Die sibirische (russische Seele) öffnet sich ein wenig.

jenessej-sibirien

In der Ortschaft Diwniogorsk (schöne Stadt) erlebten wir die Ruhe und Gelassenheit der Sibiriaken im normalen Leben. Enten werden gefüttert, Straßen gebaut und das Leben gemeistert.

Unser Abschlussbesuch galt dem Staudamm am Jenessej. Ein schon gewaltiges Bauwerk und heute ökologisch wohl besser als ein Kohlekraftwerk. Das war schon eine besondere Leistung, so ein Riesenbauwerk zu errichten. Der Jenessej fließt in einer ziemlich rasanten Geschwindigkeit dem Nordmeer entgegen.

sibirien-freiheit

 

Was ist nun Sibirien?

Die grundgütigen Menschen, die freiheitsliebenden Kühe, die endlosen Wälder, der unendlich blaue Fluss und die immer höher werdenden Berge. Die Megabauwut gehört für mich auch dazu. Den blauen Himmel gab es heute gratis dazu.

himmel-sibirien