Wie man aus einem Gundolf einen Halbmarathoni macht 17.9.2018

Gastbeitrag von Günter Schmidt

training-selenga

Unser Gundolf will also ein Marathonläufer werden. Falsch, er will einen Halbmarathon laufen. Wir Ultraläufer nennen so etwas Bambinilauf. Aber nur, weil wir vergessen haben, dass wir auch mal klein angefangen haben. Ach so, und uns natürlich durch große Bescheidenheit auszeichnen…Von null auf 21 – da muss man trainieren. Gundolf hat sich dazu einen erfahrenen Trainer gesucht. Es war goldrichtig, das er sich für mich entschieden hatte. Für ihn, weniger für mich. Denn er läuft nicht gern. Eine gute Voraussetzung für eine Läuferkarriere – ist das eher nicht…Vor etwa 6 Monaten fand das erste Training im Wermsdorfer Wald statt. Zwei Kilometer, schön langsam. Nach zwei Monaten schaffte er schon eine     Stunde. Beachtlich, bei einem Trainingstag die Woche. Aber als ich dann sagte, nächste Woche 1.05 Stunden, schrie er nicht „Hurra“, sondern drohte mir mit einer Klage wegen Verletzung der Menschenrechte. Die Hartnäckigkeit, die ihm beim Training vielleicht etwas fehlte, zeigte er in der Einhaltung der einen Stunde pro Woche. Keine Minute mehr – bis vier Wochen vor dem Lauf.

gundolf-schmidt-laufen

Dann kam unsere große Reise. Gundolf sagte sich, wenn ich so einen wahnsinnigen Trainingsaufwand betreibe, dann laufe ich meinen ersten Halbmarathon natürlich nicht auf dem Rennsteig, nicht in Berlin oder New York, dann soll es schon etwas Besonderes sein.

Klar, dort wo jeder laufen will, in Wladiwostok!

Kann aber auch sein, dass er Wladiwostok wegen der einfachen Anreise gewählt hat. Flug bis Moskau, von da aus sieben Tage mit der Transsibirischen Eisenbahn. Im Normalfall, wir haben drei Wochen gebraucht wegen der Trainingsläufe am Jenissei, am Baikal und an der Selenga. Na gut, es war nicht nur Training, die Besichtigung einiger touristischer Highlights war auch dabei. Erstes Training in Moskau. Er fand seine Trainingsrunde interessanter als die im Wermsdorfer Wald. Ich war nicht dabei, aber kann mir schon vorstellen, dass ein Lauf am Kreml etwas nicht Alltägliches ist.

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Nächstes Trainingslager: Krasnojarsk. Für geographisch ungebildete, das liegt schon in Sibirien. Und am Jenissei. Und an dem Fluss sind wir gemeinsam gelaufen. Nicht von der Quelle bis zur Mündung. Aber fast zwei Stunden auf einer Uferpromenade, die teilweise sogar über eine Tartanbahn verfügte. Ja liebe Läufer, das ist Russland – eure Vorurteile könnt ihr in den Jenissei schmeißen. Warum 1-Stunden-Läufer Gundolf plötzlich zwei Stunden lief, ist mir bis heute unklar. Ich habe nur eine Erklärung: Weil es eine so schöne Strecke ist.

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Die meisten von euch sind sicher schon am Baikalsee gewesen. Das hat sich Gundolf gedacht, als er früh sieben Uhr bei sibirischen 3 Grad plötzlich in die Laufklamotten sprang. Sonst hätte er ja die Kamera mitgenommen. Vielleicht hat er sie aber nur vergessen…. Fakt ist, Bilder von diesem Lauf gibt es keine. Und: Er war wieder weit über eine Stunde unterwegs. Ich habe in dieser Zeit im Bett gefroren!

Ob sich meine schlecht bezahlte Trainertätigkeit gelohnt hat, dass muss Gundolf selbst berichten…

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