Die Welt der Transsibirischen Eisenbahn 17.9.2018

Die Welt der Transsibirischen Eisenbahn 17.9.2018

Nun schon zum letzten Mal hieß es Bahnsteig, Waggon und Coupe suchen. Selbstverständlich fanden wir ihn auch, aber oh Schreck, ich wollte erst Mal in den falschen Zug selbstbewusst einsteigen. Aber es gibt ja die Zugschaffner, sie klärte mich über meinen Irrtum auf. Nach Wladiwostok geht es nach Osten und nicht nach Westen. Dieses Mal reisen wir zweite Klasse, das heißt im Klartext vier Betten in einem Waggon. Eingekauft haben wir wieder wie die Weltmeister. Und als erster Schreck, welches kostenlose Menü wollen Sie denn heute Abend zum Mittagessen Moskauer Zeit haben. Oh Gott es gibt auch in der 2. Klasse kostenlose Zugaben. Kaum haben wir diesen Schock verdaut, kommt der nächste. Es gab Kuchen zum Kaffee. Ne, diese russische Bahn, verwöhnt ihre Reisenden nach Strich und Faden.

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Aus dem Fenster schauend wartete der nächste Schreck, diese Herbstfarben stellen doch alles in Frage was wir über das düstere Sibirien so gelesen und gesehen haben. Die Wälder leuchten in unwahrscheinlich hellen Farben , die Birken ziehen eine Show der Extraklasse ab. Die Dörfer sind weit davon entfernt elend oder verfallen zu sein. Die Häuser und Straßen strahlen eine erhabene Schönheit aus. Was für ein Land.

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Nun fahren wir schon wieder vier Stunden durch die sibirische Taiga und wir können uns einfach nicht satt sehen an den bunten Farben. Immer wieder leuchten in der Abendsonne die Birken goldgelb. Nichts stört unseren Blick, kein Umweltmüll, keine abgeholzten Flächen und immer noch keine baufälligen Dörfer. Die Stimmung in der Zweiten Klasse hat sich der Melancholie der Transsibirischen Eisenbahn angepasst. Kein unnötiger Lärm, nur das Rattern der Räder, das Klappern des Geschirrs und der Teetassen. Keine unnötige Musik, keine krakelnden Mitfahrer. Eine alles umfassende Ruhe, trotz der immer währenden Fahrgeräusche.

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Der Alltag in der Transsibirischen Eisenbahn hat uns wieder. In der Nacht möglichst Schlafen, hat auch fast durchgehend geklappt. Ich war zwar öfters wach, aber ich fühle mich gut. Leider kam keine blonde Fee mit Frühstück vorbei, so dass es eigenen türkischen Kaffee gab mit altgläubigen Honig samt russischem Weißbrot. Die Arbeit ruft, könnte ich schreiben, es ruft aber keine Arbeit. So wird erstmal die OAZ ausführlich gelesen, geschaut ob Netz ist und wenn ja, schnell die Tagesschau App durchgeschaut und natürlich Facebook konsultiert, wer einem denn so durch die sibirische Weite folgt. Und dann habe ich Zeit aus dem Fenster zu schauen und wieder die weite Landschaft zu betrachten. Und wieder stimmt das nicht mit den Klischees über Sibirien, es sind zwar 0 Grad draußen ,aber kalt fühlt es sich noch nicht an, aber die Taiga war verschwunden. Anstelle deren war eine weite Steppe aufgetaucht. Nach Stunden ist die Taiga aber wieder da und wir erfreuen uns an der Sonne und den unendlichen vielen Birken. Die Stunden in der Transsibirischen Eisenbahn verfliegen wie in einem Traum.

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Die Mahlzeiten bestimmen den Rhythmus des Lebens an Bord. Selbstgekauftes wechselt mit Selbtsgemachtem. Selten, aber es gab sie doch noch, die Babuschkas, die etwas Essbares verkauften. Die sauren Gurken hatten es mir wieder angetan. Der Zug rattert im gleichen Takt Kilometer für Kilometer. Dörfer werden selten so auch das Internet. Unaufhörlich geht es dem endgültigen Ziel Wladiwostok entgegen. Dann haben wir die 9288 Kilometer geschafft. Noch liegen aber 36 Stunden vor uns. Die Landschaft ist wieder weiter geworden, die Taiga hat sich wohl endgültig und damit Sibirien verabschiedet. Der Blick aus dem Fenster gerichtet, denke ich beim Anblick des Gesehenen mehr an Europa als an Asien. Die Herbstfarben haben auch noch nicht Einzug gehalten. Es scheint auch wieder wärmer zu werden. 32 Mitreisende sind es maximal in der zweiten Klasse. Vom Kleinkind bis zur Oma fahren alle mit der Bahn, nur mit uns fahren zwei junge Russen. Ja, nix mit Traumvorstellung von zwei jungen Damen mit Highheels und langen Haaren. Träumen ist ja nicht verboten.

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Die Ankunft in Wladiwostok verlief dann auch recht unspektakulär. 6.55 Uhr auf die Minute pünktlich kamen wir nach 65 Stunden Bahnfahrt am Ende unserer Bahnreise an. Ganz schnell war mit Hilfe eines Taxis auch wieder unser Hotel gefunden, aber uns zog es noch mal zurück auf den Bahnhof, der doch ziemlich klein aber mit großem Image versehen ist. Eine alte Lokomotive wies uns den Weg zum Denkmal für die Transsibirische Eisenbahn. Auch einige Tschechen hatten die gleich Idee zu einem Abschlussfoto. So endet ein Erlebnis der besonderen Klasse . Sieben Nächte, 9288 Kilometer, eingeteilt in vier Etappen , zwei Mal Platzkartny Dritte Klasse und je einmal 1. und 2. Klasse. Noch nie in meinem Leben bin ich so lange Zug gefahren und es wird in meinem Leben sicherlich auch nicht nochmal passieren. Kein Abenteuer, aber ein Erlebnis ist es doch gewesen.

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