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Monat: August 2015

Abschied vom Radfahren 2015
32 Tage dauerte unser Radabenteuer durch das Baltikum und Russland. Es führte uns in Tallinn beginnend, durch Estland, Lettland, Litauen, über das Kaliningrader Gebiet (Russland) bis in die Masuren. 1330 Kilometer strampelten wir mal mit Rückenwind, aber viel häufiger Gegenwind. Eine vorherrschende Windrichtung gab es nicht. Wir fanden immer eine Unterkunft und auch verhungert sind wir nicht. Je weiter südlicher wir kamen, desto besser wurde die Versorgungslage. Unsere Fahrräder haben mehr oder weniger gut durch gehalten. Von echten Pannen sind wir verschont geblieben.
Die Reisekasse nahm natürlich durch die vielen Hotelaufenthalte kontinuierlich ab. Am teuersten war das tägliche Leben ist Est- und Russland. Sehenswürdigkeiten fanden wir hauptsächlich in den Städten. Die Ostsee zeigte sich von allen Seiten, mal stürmisch, mal sanft. Gebadet habe ich in jedem Land mindestens einmal. Die Samland Küste im Kaliningrader Oblast eignete sich am besten für einen Badeaufenthalt. In Lettland und besonders im Kaliningrader Gebiet waren die Menschen uns gegenüber am freundlichsten.

Entspanntes Radfahren in Lettland Juli 2015
In Lettland konnten wir ganz gut die rund 500 Kilometer von der estnischen zur litauischen Grenze Radfahren, so mein Fazit. Das Gesamtpaket passte zusammen. Die Straßen waren im Großen und Ganzen befahrbar, wir fuhren auch in Lettland nur P Straßen und Autobahn. Die Autobahnen waren ein Kapitel für sich, waren sie intakt, hatten sie meist einen guten Randstreifen, waren es Baustellen, war höchste Vorsicht geboten.
Weiße Straßen vermieden wir. Der Straßenbelag wies auch so alles an Oberfläche auf, was es so geben kann. Vom feinsten Asphalt bis zur Buckelpiste mussten wir alles erfahren. Eine Ausschilderung R1 gab es nicht, nur lokale Radwege wurden angezeigt. Doch das Beste in Lettland waren die immer überraschend auftauchenden Abschnitte mit Radwegen. Riga und besonders Liepaja können schon eine Reihe Fahrradwegkilometer vorweisen.
Besonders loben möchte ich die stets vorhandenen Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten in Lettland, egal ob auf dem flachen Land oder in der Großstadt Riga. Mit Hilfe der Hotelsuchmaschinen und auch einfach am Straßenrand stehenden Hotels und Campingplätze war das Übernachten kein Problem. Das Preis- Leistungs-Verhältnis stimmte .Fahrradwerkstätten fanden wir auch. Der Autoverkehr nimmt in Stadtnähe selbstverständlich zu. Die Selbstversorgung stellte durch die Vielzahl kleiner Supermärkte und Märkte kein Problem dar. In den Touristikinformationen erhielten wir erstklassige Informationen, selbst in deutscher Sprache. Erstaunt waren wir auch über die Vielzahl der vorhandenen gedruckten Informationen Radwege betreffend. Sehenswürdigkeiten wurden regelmäßig angekündigt und ein bis zwei besuchten wir auch am Tage. Die Natur ließ sich überall bestens beobachten.

Good bye Kaliningrad 9.8.2015
Es gibt sie tatsächlich, die Good bye Lenin Tour in Kaliningrad. Sie war unser heutiger touristischer Leitfaden. Die Tourismusverantwortlichen haben sich schon einiges einfallen lassen, was Touristen zu Gute kommt. Neben den ausgearbeiteten Touren nicht nur zum sozialistischen Kaliningrad, auch das vergangene Königsberg kann erkundet werden. Naturgemäß lässt sich das sozialistische Kaliningrad leichter entdecken, als die kaum noch vorhandenen Reste der Stadt Königsberg. Diese gibt es tatsächlich noch, wobei der Dom natürlich das Flaggschiff darstellt.
Wir suchten und fanden neben den vielen Plattenbauten auch sozialistische Straßennamen mit ehemals im Mittelpunkt stehenden und heute auch mal ins Abseits gestellte Denkmäler. Michail Kalinin und Karl Marx wären zu nennen, aber selbstverständlich gibt es auch noch ein Lenin Denkmal, zwar nicht mehr an zentraler Stelle, aber es gibt es noch. Die vielen Trödelhändler mit sozialistischen Kaliningrad Relikten fanden wir eher zufällig.
Wir können sagen Good bye Lenin, welcome Kaliningrad.

Abschied vom Meer 9.8.2015
Zum letzten Mal ging es an die Ostsee, waren wir sonst mit dem Fahrrad meist ganz nahe am Meer gewesen, mussten wir dieses Mal erst einmal einen Zug zur Hilfe nehmen, um ins kühle Nass springen zu können. Die Strecke Kaliningrad Swetlogorsk bewältigt der Zug in 45 Minuten, diese hatten es aber in sich. Nach Michaelas Hochrechnung fuhren ca. 2400 Leute , gefühlt 10 Mal mehr, mit dem gleichen Zug, somit war Banja /Sauna Feeling vorprogrammiert.
Das Meer in Rauschen/Swetlogorsk zeichnete sich durch einen sehr feinen Sand aus, ein drei Meter Steinstreifen erschwerte etwas das Baden, aber ansonsten war alles ok. Wenn man auf Sozialstudien steht, ist man hier genau richtig, denn der Nachbar liegt mit seinem Handtuch nur Zentimeter entfernt. Die Wasserqualität sah ganz gut aus. Essen konnte man wieder in allen Preisklassen. Die Ucha schmeckte sehr gut.
Wäre da nicht die Rückfahrt mit dem Zug gewesen, ein so erholsamer Tag hätte es sein können.

Kaliningrad auf dem 2. Blick 7.8. 2015
Auf den 2. Blick fallen natürlich in Kaliningrad die vielen alten Plattenbauten genauso wie die ebenso alten meist aus Deutschland stammenden öffentlichen Verkehrsmittel auf. Auch auf dem zweiten Blick fehlen aber auch immer noch die Dreckecken und Müll, der alles verunstaltet, ebenso. Touristische Angebote gibt es an allen Ecken und Kanten. Wir entscheiden uns für eine dreistündige Stadterkundung zu Fuß und mit dem Bus. Bei 35 Grad nicht immer ein Vergnügen, den russischen Erklärungen konnte ich nicht immer folgen, aber ich empfehle es trotzdem, sich auf so was einzulassen.
Viele Orte, die für die Königsberger bzw. Kaliningrader Geschichte wichtig sind, kamen noch einmal vor die Linse. Immanuel Kant durfte da nicht fehlen. Fehlen durfte auch nicht ein Besuch auf dem zentralen Markt Kaliningrads. Immer noch bunt, vielfältig und vor allem ein wenig Sowjetunion. Das schon traditionelle Schaschlikessen beendete einen zweiten sehr heißen Tag in der Stadt Kaliningrad.

Neues atemberaubendes Kaliningrad 6.8.2015
15 Jahre vergingen seit unserem letzten Besuch in dieser besonderen Stadt. Ich war schon gespannt, was sich so verändert hat. Atemberaubend, was die Russen in diesen Jahren so aus Kaliningrad gezaubert haben. Ich staune immer noch über die tadellosen Straßen, den neu gestalteten Platz des Sieges, die in der Sonne glänzende orthodoxe Kirchen ,die Konsumtempel, ich könnte die Reihe noch fortsetzen. Doch dann ist er da, der Schandfleck im Herzen der Stadt. Der Vampir steht immer noch an seinem alten umzäunten Platz. Hier hat sich scheinbar nichts getan.
Auf der Dominsel ist auch alles beim alten geblieben. Der Dom leuchtete heute aber besonders schön in der Abendsonne. Neu und völlig aus der Luft gezaubert, erschien dann die Fischer Straße. Eine neue Fußgängerflanierzeile am Ufer des Pregel entlang führend, genau das richtige nicht nur für deutsche Heimwehtouristen. Überall in der Stadt traf ich nicht zu übersehende Hinweise auf die Geschichte der Stadt Königsberg. Bemerkenswert. Die kulinarische Vielfalt endete für uns in einem ukrainischen Restaurant. Wir fühlen uns sauwohl in der Stadt.

Armes reiches Russland 6.8.2015
Viel Sonne Rückenwind 40 Kilometer Selenogradsk Kaliningrad
Was hatte ich denn in Russland erwartet, rücksichtslose Autofahrer, Schlagloch an Schlagloch, schlechte Ausschilderung, arme Häuser, Bettler. Ja, alle Reiseführer haben schlicht Unrecht. Die echte Begegnung mit der russischen Wirklichkeit war doch eine ganz andere. Wir verließen den R1 und fuhren unserer eigene Streckenführung und die führte einfach die alte A1 südwärts. Eine richtige gute Entscheidung, denn was ich hier an Qualität vorfand, übertraf ja alles. Doppelte Fahrspur, manchmal sogar mit begleitendem Radweg, nicht ein einziges Schlagloch, das war dann fast zu viel für meinen so informierten Verstand. Ruckzuck befanden wir uns auf der Zufahrt nach Kaliningrad. Nun wurde es sogar eine echte Fahrt auf einer Autobahn, sogar einen Kreisel mussten wir überwinden. Nicht ganz ungefährlich. In Kaliningrad wurde es dann auf den Straßen richtig voll.
Auto an Auto, doch mit dem Fahrrad ging es flott Richtung Zentrum voran. Fahrradfahrer auf der Fahrbahn sind für die Busfahrer noch etwas gewöhnungsbedürftig, manchmal wird es eng. Bis vor dem Hotel fuhren wir tatsächlich nicht durch ein einziges Schlagloch. Was für eine Straßenqualität. Der Asphalt war auch an den Straßenrändern tadellos. Und in den Dörfern standen auch mal alte Häuser, aber in der Regel waren es neue Einfamilienhäuser und ganze Hotelschlösser. Eine Panzerarmada tauchte dann auch mal am Wegesrand auf. Was für eine Fahrt, kurz aber sehr einprägsam. Nichts mit armem Russland.

Haltepunkt Ostsee 5.8.2015
Selenogradsk heiß 12 Km
Schon bald wurde es an diesem Tag so richtig heiß. Ein Badeausruhtag war da genau das Richtige. Wir schauten uns zuerst den Strand auf der Kurischen Nehrung an, er war schwer zu erreichen, da erst die vielen Autos und dann die vielen Mücken überlebt werden mußten. Doch als wir das Wasser erreicht hatten, glänzte in der Sonne ein feiner weißer Sand. Ein herrlicher Strand lag zu unseren Füßen. Das Wasser war kühl, aber auch voller Quallen. In der Stadt Selenogradsk gab es eine 2 Kilometer lange Strandmole, auf der es sich herrlich promenieren ließ. Der Strand an sich war ein wenig steinig, wellenreich aber quallenfrei. Hier hat es mir noch besser gefallen. Das Strand lebte und hier gab es was zu sehen.
Die Stadt Selenogradsk( die Grüne Stadt) ehemals Cranz war so schrecklich nicht, wie angenommen, die Straßen befahrbar, die Sehenswürdigkeiten überschaubar, aber für einen Ruhetag bestens geeignet.

Heißes Russland 4.8.2015
Nida Selenogorsk viel Sonne 59 Kilometer Rückenwind
Heiß wurde es schon an der russischen Staatsgrenze, ein schrillender Alarm wurde ausgelöst, ein Nagelbrett vor uns ausgerollt. Es fehlte nur noch der Wachtposten mit der Kalaschnikow. Ein mächtiger Schreck durchzog meinen Körper, war doch bei unserer Einreise bisher alles glatt gelaufen. Des Rätsels Lösung. Ein weiterer Reiseradler hatte die falsche Richtung genommen und die Grenzbeamten einfach ignoriert. Alarm war nun angesagt. Etwas später hatte auch er es geschafft und wir fuhren ein Stück zusammen. Was soll ich schreiben, ein Lehrer, der ein Sabbatjahr begeht und untewegs mit dem Fahrrad durch Europa radelt. Der Unterschied zwischen uns beiden, er hat seinen Traum noch vor sich. Meiner endet in einer Woche. Hellfried, alles Gute auf dem Weg nach Griechenland.
Zurück auf die Kurische Nehrung. Die Straße war schmal, aber von bester Qualität. Wir kamen gut voran, das Fahren hätte Spaß machen können, wäre da nicht die Affenhitze und der zunehmende Autoverkehr. Ganz Kaliningrad wollte wohl baden gehen.
Selenogradsk ist eine normale Strandstadt mit allem, was der Tourist so braucht. Geld tauschen, Kaffee trinken, Baden gehen und so weiter, alles ganz wie gehabt an der Ostseeküste.